Die Harmonie der Natur aus buddhistischer Sicht

von Ven. Ngawang Tenzing Zangpo Rinpoche
Haupt Lama des Klosters von Tengboche im Khumbu - Mt. Everest Region – Nepal

Die Welt wie wir sie kennen, entsprang laut buddhistischen Texten der Lebenskraft von „Zambu-tikya“, dem wunscherfüllenden Baum. Nach den buddh. Belehrungen von Buddha Shakyamuni (563 -463 v.Chr.) setzen sich unsere Körper aus den Elementen Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum zusammen. Aus den gleichen Elementen bestehen auch die Bäume und wie sie leben wir Menschen durch das dynamische Gleichgewicht dieser Elemente. Und wie wir sind Bäume von Naturkatastrophen wie Dürre und Überflutungen betroffen.

Für Buddhisten sind Bäume von großer Bedeutung – spirituell und materiell. Während Buddha Shakyamunis Geburt in Lumbini in Süd-Nepal hielt seine Mutter einen Ast den „Bodhi“ - Baumes (Ficus regligiosa) und unter einem „Bodhi“ – Baum in Bodhgaya (Bihar, Indien) sitzend erkannte Buddha Shakyamuni die wahre Natur der Wirklichkeit und erlangte Erleuchtung. Bäume gewährten den Meditierenden Schutz und unterstützten die Buddhas in der Suche nach Erleuchtung.

Buddhisten erfahren, in Bäumen wohnen zahlreiche Gottheiten und Geister, die das Wetter, die Ernten und das Wohlbefinden der in ihrem Umfeld wohnenden Menschen beeinflussen. Solange die Menschen in Harmonie mit ihrer Umwelt, den lokalen Göttern und Geistern leben, werden Frieden und Wohlwollen vorherrschen. Wenn wir Bäume fällen, Erde umgraben und die Berge verschmutzen, stören sie diese Götter und Geister, was zu Naturkatastrophen und Krankheit führt.

Viele Geschichten zeigen, wie das Fällen von Bäumen, die Produktion von giftigen Chemikalien und unnötigem Abfall zu negativen Konsequenzen führt, einschließlich neuer und unheilbarer Krankheiten, Naturkatastrophen und mentaler-geistiger Unruhe. Falls diese Aktivitäten nicht verhindert werden können, müssen wir ihre schädlichen Auswirkungen reduzieren. Ein Weg besteht darin durch spezielle Zeremonien die Götter und Geister zu bitten die negativen Konsequenzen zu minimieren. Eine solche Praxis ist „die Heilung der Erde“ durch die Vergrabung von tib. „Sachu –Bumpas“ – runden Vasen mit gesegnetem Inhalt. Vor zwei Jahren während einer Trockenheit in ganz Nepal, haben wir 1300 solcher Vasen weitergegeben.

In meinem eigenen Kloster Tengboche, in Nepal versuchen wir den Umweltschutz zu fördern, Verschmutzung und Abfall zu reduzieren. In den Zeiten des gestiegenen Tourismus, der rapiden Entwicklung und Anforderungen an die Umwelt versuchen wir ein Bewußtsein für das Verhältnis zwischen Spiritualität und der Natur zu fördern. Auch das Pflanzen von Bäumen reduziert schädigende Auswirkungen auf die Umwelt und wirkt lebensverlängernd. Das Ökologische Zentrum „Gesegnete Erde (Sacred Land)“ in Tengboche liefert uns den Impuls und die Mittel für die Nachhaltigkeit und Expansion der vergangenen Anstrengungen.

Praktizierende Buddhisten und moderne Naturschützer haben mehr gemeinsam als allgemein angenommen. Im Himalaya waren traditionelle Kulturen und der Buddhismus, Bön, Hinduismus und Jainismus schon vor der Errichtung von geschützten Gebieten äußerst erfolgreich in der Erhaltung der Umwelt. Die logische Grundlage des Umweltschutzes ist nicht unbedingt identisch, das Resultat ist jedoch oft das gleiche. Zum Beispiel: Umweltschützer warnen oft vor dem Schlagen von Bäumen, weil es zu Bergrutsch, Überflutungen und, wie mir gesagt wurde, zur globalen Erwärmung führt. Buddhisten dagegen warnen gegen diese Aktivitäten. Sie sagen, daß die Götter und Geister verstimmt werden, welches uns negative Auswirkungen bringt.

Die Welt ist nicht mehr die von gestern: wir haben eine größere Bevölkerung, neue und gewachsene Bedürfnisse und deshalb ist mehr Anstrengung zur Unterstützung einer gesunden natürlichen Umwelt von nöten, die letztendlich unsere eigene ist. In der direkten Umgebung von Tengboche pflanzen wir Bäume, kultivieren medizinische Pflanzen und heben das Bewußtsein um Verschmutzung und Abfall zu reduzieren und fördern den Umweltschutz. Bitte versuchen Sie dies auch in Ihrer Heimat zu tun, wo immer dies auch sein mag.

Ngawang Tenzin Jangpo

Tengboche Rinpoche Haupt Lama des Klosters von Tengboche Khumbu – Mt. Everest Region – Nepal Himalaya


In 1935, am gleichen Tag der Geburt des Dalai Lama, wurde Tengboche Rinpoche in Namche Bazaar im Khumbu Tal – Mt. Everest Region – Nepal Himalaya geboren. Als Kind beharrte er darauf, er hätte noch ein Haus und Gegenstände in Tengboche. In einem Test, entschied sich Rinpoche für diejenigen Gegenstände die dem verstorbenen Haupt Lama des Klosters gehörten und ebenso kannte er Personen aus seinem früheren Personenkreis. Somit ist Tengboche Rinpoche ein anerkannter „Tulku“ (Reinkarnation). Rinpoche verbrachte 20 Jahre mit dem Studium der buddhistischen Philosophie in Tibet und 1956 übernahm er das Amt des Haupt Lama von Tengboche. Er ist zuständig für die Zeremonien, den täglichen Ablauf des Klosters und die Ausbildung und Erziehung seiner Mönche.

Tengboche Rinpoche beginnt die frühen Stunden des Tages mit Wünschen und Meditation. Danach ist er offen für jeden und ein konstanter Fluß von Leuten, Lamas, Sherpas und Touristen führt zu seiner Tür. Er gibt Kindern ihren Namen, unternimmt Sterbezeremonien, segnet Ehen und Häuser. Er kennt die Kunst der Sowa Rigpa Übertragung, der Buddhistischen Wissenschaft vom Heilen. Während des ganzen Tages führt er Wünsche zum Wohle der Wesen aus, hilft anderen und für viele ist er die letzte Zuflucht. Den Abend verbringt Rinpoche wieder mit langen Stunden der Meditation.

Rinpoche ist für alle Aspekte der Sherpas zuständig und propagiert aktiven Umweltschutz. Er behandelt jeden mit dem gleichen Respekt. Der ehemalige König von Nepal, hohe Regierungsbeamte und Bettler suchen seinen Rat. Sein Leben ist eine konstante Widmung für andere.